Blasenkrebs, Erektionsstörung und Co.: Urologische Diagnostik und Therapie

Konservative und operative Behandlungen von urologischen Erkrankungen im MVZ Urologie24 am Krankenhaus Martha-Maria St. Theresien in der Mommsenstraße

Urologische Untersuchungen von Prostata, Niere, Blase und Co.: Unser Behandlungsangebot in Nürnberg

Urologische Erkrankungen und Krankheitsbilder aus der Urologie sind oftmals komplex. Sie äußern sich durch eine Vielzahl an unterschiedlichen Symptomen. Deshalb sind eine urologische Diagnostik und eine individuell angepasste Therapie entscheidend, um urologische Erkrankungen frühzeitig zu erkennen und erfolgreich zu behandeln.

Medizinische Schwerpunkte unseres MVZ

Im MVZ Urologie24 am Krankenhaus Martha-Maria St. Theresien in der Mommsenstraße bieten wir Ihnen deshalb ein breites Spektrum an Untersuchungen sowie konservativen und operativen Behandlungen auf Basis der aktuellen nationalen und internationalen Leitlinien.

Unsere Leistungen im Überblick:

Darüber hinaus arbeiten wir eng mit dem spezialisierten Kontinenz- und Beckenbodenzentrum am Krankenhaus Martha-Maria St. Theresien zusammen.

direkt zu unserem Kontinenz- und Beckenbodenzentrum

Schwerpunktmäßig behandeln wir im MVZ Urologie24 drei Beschwerdebilder:

  • Urinverlust
  • Erektionsschwäche
  • Schmerzen
Beschwerdebilder
Urinverlust

Unwillkürlicher Urinverlust

Der unwillkürliche Urinverlust trifft sowohl Frauen als auch Männer. Wird als Fachausdruck Inkontinenz genutzt, findet sich weit verbreitet die Bezeichnung Blasenschwäche. Die Ursachen können vielfältig sein und entscheiden über die Untersuchungs- und Behandlungsmethoden. 

Hinweisend sind ein starker, oft kaum kontrollierbarer Harndrang oder der Urinabgang bei körperlicher Aktivität (Husten, Lachen, Niesen, Tragen von Lasten u.a.).

Urinverlust infolge eines nicht kontrollierbaren Harndranges (Drangharninkontinenz)

Diese Form tritt häufig bei Entzündungen der Harnblase zum Teil auch der Prostata auf. Andere Ursachen sind Tumoren oder Steine in der Harnblase, Störungen der Blasennerven-Funktion (Multiple Sklerose, Bandscheibenvorfall, Morbus Parkinson) sowie Senkungserscheinungen der Gebärmutter und/oder Harnblase bei Frauen. 

Letztere gehen häufig mit einem verstärkten Druckgefühl im Unterbauch sowie einem Heraustreten der Blase aus der Scheide (Blasenvorfall/Blasenprolaps) einher.

Urinverlust bei körperlicher Aktivität (Belastungsharninkontinenz)

Bei dieser Form der Harninkontinenz kommt es zum Urinverlust, ohne das zuvor ein Harndrang auftritt. Ursache ist eine Schwäche oder Schädigung des Blasenschließmuskels durch eine Beckenbodenschwäche (Frauen) oder als Folge von Operationen an der Prostata oder der Harnblase.

Beratung und Behandlung auf höchstem Niveau

Das Schamgefühl der Betroffenen führt oft dazu, dass ärztliche Hilfe erst spät oder gar nicht in Anspruch genommen wird. Dabei kann in vielen Fällen mit geringem Aufwand und schmerzfrei (Urin-Test, Ultraschall, körperliche Untersuchung) die Ursache nachgewiesen und eine Behandlung begonnen werden. 

Nur bei wenigen Erkrankten sind aufwendige Untersuchungen (Blasenspiegelung, Blasenfunktionsmessung, Röntgen) erforderlich. Die Behandlung reicht von einer antibiotischen Behandlung über die Blase beruhigende Medikamente oder Krankengymnastik bis hin zu Operationen. Entscheidend für den Behandlungserfolg ist eine genaue Ursachenfindung.

Hilfe zu diesem Thema können wir Ihnen anbieten. Als Beratungsstelle der Deutschen Kontinenzgesellschaft verfügen wir über alle Untersuchungsmöglichkeiten und bieten die dem aktuellen wissenschaftlichen Stand entsprechenden Behandlungsverfahren an.

Erektionsschwäche

Erektionsschwäche – ein Zeichen vieler Erkrankungen?

  1. Veränderungen der Elastizität der Gefäßwand
  2. Gefäßverkalkung
  3. Koronare Herzkrankheit (Verengung der Herzkranzgefäße)
  4. Stoffwechselprobleme (Blutfette, Diabetes mellitus, Schilddrüsenerkrankungen)
  5. Schlafapnoe

Risikofaktoren:

  1. Adipositas (Übergewicht)
  2. Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit)
  3. Hypertonie (Bluthochdruck)
  4. Dyslipidämie (Fettstoffwechselstörung)

Direkte Ursachen:

  1. Gefäßerkrankungen: Stenosen (Verengungen), Gefäßanomalien, Atherosklerose
  2. Hormonelle Störungen
  3. Neurologische Erkrankungen (Nervenerkrankungen)
  4. Operationen und Unfälle
  5. Psychische Ursachen
Schmerzen

Blasenschmerzen

Schmerzen im Bereich der Blase treten sehr häufig bei Entzündungen der Blase auf. Dabei besteht oft ein Brennen beim Wasserlassen. Auch bei Steinerkrankungen wie Blasensteinen oder tiefen Harnleitersteinen können Blasenschmerzen auftreten.

Nierenschmerzen

Ein Schmerz im Bereich der Flanke oder im Nierenbereich tritt bei Nierenentzündungen auf. Bei Steinen sind kolikartige Schmerzen typisch, die einen wellenförmigen Charakter haben und zum Teil in die Leiste oder den Unterbauch ausstrahlen. Mit einhergehen können Begleitsymptome wie Übelkeit, Erbrechen und Fieber Entzündungen können lebensbedrohend sein.

Prostataschmerzen

Schmerzen im Bereich der Prostata oder im Damm treten vor allem bei Prostataentzündungen auf. Bei der akuten Form sind zusätzlich Fieber und auch Beschwerden beim Wasserlassen typisch.

Hoden-/Nebenhodenschmerzen

Bei einer Hoden- oder Nebenhodenentzündung bestehen Schmerzen im Bereich des Hodens und können in die Leiste ausstrahlen. Extreme, plötzlich auftretende Hodenschmerzen können Folge einer Hodentorsion (Drehung des Hodens um die eigene Achse mit Gefahr des Hodeninfarktes) sein. Beide Ereignisse bedürfen einer sofortigen Behandlung.

Innerhalb des MVZ Urologie24 haben wir uns auf die Behandlung der folgenden Krankheitsbilder spezialisiert.

Krankheitsbilder
Hodenkarzinom
  • Krankheit: Hodenkrebs, Hodentumor, Hodenkarzinom
  • Definition: Als Hodenkrebs/Hodenkarzinom bezeichnet man eine bösartige Gewebewucherung, die von den Keimzellen (Vorläuferzellen der Spermien) des Mannes ausgeht.

Die Bezeichnungen „Hodenkrebs“, „bösartiger Hodentumor“ und „Keimzelltumor“ meinen das Gleiche. Bösartig ist der Hodenkrebs deshalb, weil er rasch das gesunde Hodengewebe zerstört und sich in alle Organe des Körpers ausbreiten kann. Ohne Behandlung ist der Tumor immer tödlich – noch vor 30 Jahren starben fast alle Erkrankten. 

Heute kann der Hodenkrebs durch eine frühzeitige Behandlung bei den meisten Menschen geheilt werden. Es erkranken vor allem junge Männer in der Altersgruppe von 20 bis 40 Jahren. Hodenkrebs ist in dieser Altersgruppe die häufigste Krebserkrankung.

Entstehung, Pathogenese, Risiken von Hodenkrebs

In Deutschland erkranken etwa 4.100 junge Männer jährlich neu an Hodenkrebs.

Die Ursachen der Tumorbildung sind noch nicht endgültig entschlüsselt. Bereits während der Entwicklung des Kindes im Mutterleib können “falsch programmierte” Keimzellen im Hoden des Ungeborenen entstehen; aus ihnen entwickeln sich später Krebszellen. 

Nach der Geburt bleiben diese “falsch programmierten” Keimzellen in einem Ruhezustand. Der Hormonschub in der Pubertät kann diese ruhenden Vorläuferzellen (TIN-Zellen) aktivieren, sodass daraus Krebszellen entstehen. TIN-Zellen kann man schon Jahre, bevor ein Hodenkrebs festgestellt wird, mikroskopisch nachweisen.

Ein erhöhtes Risiko an Hodenkrebs zu erkranken, besteht

  • bei einem angeborenen Hodenhochstand
  • bei familiärer Belastung. 

Weltweit ist die Zahl der Hodenkrebserkrankungen in den letzten 20 Jahren deutlich angestiegen. Der Grund hierfür ist unklar. Je nach Art des Tumorgewebes wird Hodenkrebs in verschiedene Gruppen eingeteilt: Seminome, Teratome, Mischtumoren. Diese Unterscheidung ist wichtig, da sich die Behandlung nach der Art dieser Gewebedifferenzierung richtet.

Symptome von Hodenkrebs

Die meisten Männer bemerken die ersten Anzeichen von Hodenkrebs selbst. Typische Krankheitszeichen sind:

  • eine Schwellung oder ein Knoten im Hoden, der meist schmerzlos ist
  • Rückenschmerzen durch vergrößerte Lymphknoten im hinteren Bauchraum
  • eine Vergrößerung oder Schmerzhaftigkeit der Brustdrüsen 

Wer Veränderungen an seinen Hoden bemerkt, sollte deshalb den Arzt aufsuchen. Erfahren in der Diagnostik und Behandlung ist der Urologe.

Diagnostik von Hodenkrebs

Der Arzt wird bei Verdacht auf Hodentumor den Hoden vorsichtig abtasten.

Dann schließt sich eine Ultraschalluntersuchung an, die mehr sieht als die Hände tasten. Im Blut wird nach Eiweißstoffen gefahndet, die der Tumor abgibt und die deshalb erhöht sind (Tumormarker). Mit diesen einfachen und schmerzlosen Untersuchungen gelingt in den meisten Fällen der Tumornachweis.

Die letzte Sicherheit bringt die Freilegung des erkrankten Hodens mit Entnahme einer Gewebeprobe über einen Schnitt in der Leiste. Wird der Verdacht durch das Mikroskop bestätigt, so muss in der gleichen Sitzung der Hoden entfernt werden. Der gesunde Hoden der Gegenseite übernimmt die Funktion, sodass langfristige Nebenwirkungen nicht auftreten.

Nach dieser Operation müssen weitere Untersuchungen durchgeführt werden, um zu sehen, ob sich der Tumor im Körper ausgebreitet hat. Dies geschieht durch eine Computertomographie von Lunge und Bauchraum. Erneute Blutproben ermitteln den Verlauf der Tumormarker. 

All diese Untersuchungen legen das Krankheitsstadium fest: 

  • Im Stadium 1 ist der Tumor auf den Hoden begrenzt.
  • Im Stadium 2 ist er in die Lymphknoten des hinteren Bauchraums gestreut.
  • Im Stadium 3 finden sich Tochtergeschwülste (Metastasen) in Lymphknoten außerhalb des Bauchraumes oder in anderen Organen.

Behandlungsmöglichkeiten von Hodenkrebs

In jedem Stadium der Erkrankung kann heute der Hodentumor geheilt werden. Die größten Heilungsmöglichkeiten garantieren Spezialisten für die Operation, die Chemotherapie und die Bestrahlung.

Da es sich oft um junge Patienten handelt, wird vor der Behandlung die Konservierung von Sperma mit dem Patienten besprochen. Anschließend folgt – je nach Krebsstadium und Tumorart – eine sorgfältige Überwachung, eine Chemotherapie, eine Bestrahlung und eventuell eine Operation. 

Die einfache Überwachungsstrategie ist immer dann möglich, wenn der Tumor wenig aggressiv ist und sich noch nicht im Körper ausgebreitet hat. Handelt es sich um ein Seminom, dann können die Metastasen in den Lymphknoten bestrahlt werden. Mischtumoren beziehungsweise Teratome werden in diesem Stadium chemotherapiert.

Strahlentherapie

Die Strahlentherapie hat zum Ziel, Krebszellen zu vernichten. Hochenergetische Strahlungen schädigen die Krebszellen und blockieren deren Vermehrung. Die Bestrahlung stellt eine regionale Behandlungsform dar (im Gegensatz zur Chemotherapie). Der Patient wird üblicherweise an fünf Tagen pro Woche für fünf Minuten bestrahlt. Die Dauer richtet sich nach der Tumorausbreitung.

Chemotherapie

Die Chemotherapie hat zum Ziel, Krebszellen zu vernichten. Hochenergetische Strahlungen schädigen die Krebszellen. Eine Chemotherapie kommt vor allem bei Teratomen zum Einsatz, da diese nicht auf eine Bestrahlung ansprechen. Grundlage der Chemotherapie ist das Prinzip, dass sie Zellen zerstört, die sich sehr schnell teilen.

Die Zytostatika blockieren das Wachstum, indem sie in die Zellteilung eingreifen. Da Hodentumoren zu den sehr schnell wachsenden Krebsarten gehören, lassen sie sich durch Chemotherapie gut behandeln. 

Die Chemotherapie ist ein hochwirksamer “Cocktail” (Wirkstoffkombination) aus verschiedenen Zytostatika. Sie werden in ein bis vier Zyklen als Infusion über eine Armvene innerhalb von fünf Tagen verabreicht. Zwischen zwei Zyklen liegt eine Pause von zwei Wochen. Nebenwirkungen sind hier nicht ganz zu vermeiden (Haarausfall, Erbrechen).

Verbleiben nach dieser anfänglichen Therapie noch Tumorreste im Körper, so werden sie operativ entfernt. Ist die Phase der akuten Krebsbehandlung bewältig, beginnt die nächste Phase: die Tumornachsorge. Diese hat die Aufgabe, rechtzeitig zu erkennen, wenn die Krankheit wieder auftritt.

Begleit- oder Folgeerkrankungen festzustellen und zu behandeln. Bei psychischen, physischen und sozialen Problemen zu helfen. Dazu gehören auch die Rehabilitation krankheitsbedingter Beeinträchtigungen und die Wiederherstellung der Arbeitsfähigkeit.

Blasenkarzinom
  • Krankheit: Blasenkrebs
  • Definition:  Harnblasentumore gehen überwiegend von den Schleimhautzellen der Harnblase, den sogenannten Urothelzellen aus.

Insbesondere ältere Menschen sind betroffen. Das Erkrankungsmaximum liegt im sechsten Lebensjahrzehnt. Aber auch deutlich jüngere Menschen können erkranken. Männer haben ein etwa dreifach höheres Risiko als Frauen.

Entsprechend den zugrunde liegenden molekularen Veränderungen unterscheidet man oberflächliche Tumore mit geringer Tendenz zur Metastasierung (rund 65 Prozent) von aggressiven Tumorformen (rund 35 Prozent).

Entstehung, Pathogenese, Risiken von Blasenkrebs

Mit rund 16.000 Neuerkrankungen pro Jahr in Deutschland zählen Harnblasentumore zu den häufigen Krebserkrankungen.

Ein erhöhtes Risiko an Harnblasenkrebs zu erkranken, besteht

  • bei Rauchern (zwei bis fünffach erhöht)
  • bei beruflicher Exposition gegenüber aromatischen Aminen und polyzyklischen Kohlenwasserstoffen (unter anderem Friseure, LKW-Fahrer, Chemiearbeiter)
  • bei familiärer Belastung

Die Entstehung von Blasentumoren wird auf den Kontakt von Urothelzellen (s.o.) mit karzinogen-wirkenden Substanzen zurückgeführt. Zeit- und konzentrationsabhängig kommt es zur Entstehung von Blasentumoren. Moduliert wird dieser Vorgang durch die individuelle Fähigkeit des Körpers Karzinogene zu entgiften (sog. Phase II-Enzyme).

Weltweit ist die Zahl der Blasentumorerkrankungen – insbesondere bei Frauen - in den letzten 20 Jahren angestiegen. Als Grund werden Änderungen bei Rauchverhalten angenommen.

Prophylaxe von Blasenkrebs

Arbeitsschutz hat die beruflich bedingte Inzidenz von Harnblasentumoren in den vergangenen Jahren deutlich vermindert. “Quit smoking” ist die wirksamste Prophylaxe. Die entstandenen Schäden werden in den folgenden Jahren beseitigt. Nach etwa zehn bis 15 Jahren entspricht das Risiko dem eines Nichtrauchers.

Symptome von Blasenkrebs

Eine Früherkennung von Blasentumoren anhand von Symptomen ist nicht möglich, da die Symptome von Blasentumoren unspezifisch sind. Mögliche Symptome sind:

  • Schmerzlose Makrohämaturie (sichtbares Blut)
  • Asymptomatische Mikrohämaturie (nicht sichtbar)
  • Irritative Miktionsbeschwerden (s. Symptome)

Diagnostik von Blasenkrebs

Während es in der Vergangenheit eine Vorsorgeuntersuchung auf Blasenkrebs wenig sinnvoll schien, wird ein solches Vorgehen bei Risikogruppen (s.o.) heute wieder diskutiert.

Bei rund 70 bis 80 Prozent aller Patienten mit einem Harnblasentumor liegt eine Hämaturie vor. Soweit Symptome vorliegen, muss der Ausschluss eines Blasentumors erfolgen. Dabei sind – neben Anamnese und urologischer Untersuchung – folgende Untersuchungen von Bedeutung:

  • Urinuntersuchung
  • Ultraschall (Nieren, Blase)
  • Ausscheidungsurogramm
  • Blasenspiegelung

Die Urinuntersuchung beginnt mit einer chemischen Analyse der Bestandteile (Urinstix). Es ist eine sehr schnelle, im Einzelfall aber nicht sehr genaue Untersuchung. In Zusammenhang mit der Abklärung eines Harnblasentumors interessiert insbesondere die Anwesenheit von Blut.

Im Urinsediment, der mikroskopischen Untersuchung der Zellbestandteile, kann nun die Anwesenheit roter Blutkörperchen (Erythrozyten) bestätigt werden.

Die Urinzytologie sucht, nach Spezialfärbung der Zellen, nach Tumor-verdächtigen Zellen. Das Verfahren ist nur wenig empfindlich. Das heißt: Rund 50 Prozent aller Tumoren werden übersehen. Der Nachweis von Tumorzellen (positives Ergebnis) gilt jedoch als sehr sicher.

Der Nachweis Tumor-assoziierter Antigene aus dem Urin erfolgt mit Hilfe verschiedener Testverfahren. Dabei ist die Untersuchung auf das NMP22-Protein, ein Eiweiß aus dem Zellkern von Tumorzellen, das am weitesten verbreitete Verfahren. 

Die Empfindlichkeit (Sensitivität) liegt zwischen 60 und 75 Prozent und ist damit höher als bei der Urinzytologie. Allerdings können zwischen zehn und 25 Prozent aller Befunde falsch positiv sein (Spezifität). Der Test wird von gesetzlichen Krankenkassen nicht übernommen.

Der Nachweis Tumor-assoziierter (Anti)gene auf oder in der Zelle ist eine weitere Option. Die Immunzytologie (uCyt+) ist, mit einer Sensitivität von 70 bis 85 Prozent, eines der empfindlichsten verfügbaren Verfahren. Auch hier liegt der Anteil falsch positiver Ergebnisse mit rund 20 Prozent höher als bei der Urinzytologie.

Die Ultraschalluntersuchung von Nieren und Harnblase soll eine mögliche Abflussbehinderung einer Niere durch einen Tumor aufdecken oder gegebenenfalls auch einen Hinweis auf einen Tumor in der Harnblase liefern. Sie ist in Zusammenhang mit Ausscheidungsurogramm und Zystoskopie zu sehen.

Das Ausscheidungsurogramm soll mögliche Tumore im oberen Harntrakt erkennen. Dabei handelt es sich um eine Kontrastmittel-Röntgenuntersuchung der Nieren und ableitenden Harnwege.

Die wichtigste Untersuchung ist die Zystoskopie, bei der die Harnblase inspiziert wird. Sie stellt den sogenannten Gold-Standard dar. Das heißt: Empfindlichkeit und Spezifität dieser Untersuchung sind am höchsten. Allerdings konnte gezeigt werden, dass die Kombination der Zystoskopie mit anderen Untersuchungen, wie der Immunzytologie die Ergebnisse der Einzeluntersuchung weiter verbessert.

In besonderen Situationen können verdächtige Areale durch die Instillation von 5-Aminolävulinsäure vor der Operation in die Harnblase unter Fluoreszenzlicht identifiziert werden.

Behandlungsmöglichkeiten von Blasenkrebs

Erster Schritt in der Behandlung von Harnblasentumoren ist die Entfernung des Tumors durch die Harnröhre. Dabei werden die Ausdehnung des Tumors (T-Stadium) und seine Aggressivität (gering oder hoch) durch den Pathologen beurteilt. Dieser Eingriff ist gleichzeitig Diagnose und Therapie.

Intravesikale Therapie

Durch die Instillation von Chemotherapeutika oder Immuntherapeutika (Bacillus Calmette Guerin (BCG)) in die Harnblase sollen:

  1. Das Wiederanwachsen von durch die Operation abgelösten Tumorzellen in der Schleimhaut (innerhalb von 24 Stunden)
  2. Das Wiederauftreten von Tumoren (Chemotherapie über ein Jahr)
  3. Oder das Fortschreiten der Erkrankung (Immuntherapie über zwei bis drei Jahre) verhindert werden.

Diese Behandlungsverfahren erfolgen Risiko-abhängig (außer 1.).

Im fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung kann die Entfernung der Harnblase (Zystektomie) notwendig werden. In Abhängigkeit von der Gesamtsituation wird primär versucht, eine Ersatzblase aus Dünndarm herzustellen, über die die Urinausscheidung dann erfolgt. An spezialisierten Abteilungen wird dieses Vorgehen inzwischen auch für Frauen angeboten. 

Falls ein solches Vorgehen nicht sinnvoll ist, wird der Urin über einen sogenannten Pouch (kontinent) oder ein Ileum conduit (nasses Stoma) abgeleitet. Die Entscheidung über das Vorgehen erfolgt in eingehenden Beratungen mit dem Patienten und seinen Angehörigen.

Falls der Tumor bereits gestreut hat (Metastasen), wird die Behandlung durch eine Chemotherapie erforderlich. Grundlage der Chemotherapie ist das Prinzip, dass sie Zellen zerstört, die sich sehr schnell teilen. Die Zytostatika blockieren das Wachstum, indem sie in die Zellteilung eingreifen.

Ist die Phase der akuten Krebsbehandlung bewältig, beginnt die nächste Phase: die Tumornachsorge. Diese hat die Aufgabe,

  • rechtzeitig zu erkennen, wenn die Krankheit wieder auftritt.
  • Begleit- oder Folgeerkrankungen festzustellen und zu behandeln.
  • bei psychischen, physischen und sozialen Problemen zu helfen. Dazu gehören auch die Rehabilitation krankheitsbedingter Beeinträchtigungen und ggfs. die Wiederherstellung der Arbeitsfähigkeit.

Das konkrete Vorgehen erfolgt auf der Grundlage von Leitlinien.

Jahrzehntelange Erfahrung in Diagnostik, Therapie und Nachsorge von Blasenkrebs

Unsere Experten befassen sich in Zusammenarbeit mit dem MVZ Urologie24 seit Jahrzehnten klinisch und wissenschaftlich mit der Verbesserung von Diagnostik und Therapie von Harnblasentumoren. Wir bieten von der Diagnostik bis hin zur Behandlung fortgeschrittener Tumorerkrankungen das gesamte Spektrum innovativer Techniken auf der Basis medizinischer Evidenz.

Wie wird die Blaseninstillation durchgeführt?

Die BCG-Instillation erfolgt über einen dünnen, durch die Harnröhre in die Blase eingeführten Katheter, welcher danach wieder entfernt wird. Die Lösung sollte dann zwei Stunden in der Blase verbleiben. Dabei ist folgendes zu beachten:

  • Trinken Sie vor der geplanten Behandlung nicht zuviel Flüssigkeit damit Sie nach dem Einbringen der Lösung möglichst zwei Stunden nicht zur Toilette gehen müssen.
  • Entleeren Sie die Harnblase (möglichst zwei Stunden nach der Behandlung) im Sitzen und vermeiden Sie das Verspritzen von Harntropfen.
  • Waschen Sie sich danach gründlich die Hände.
  • Trinken Sie nach der Blasenentleerung viel Flüssigkeit, damit die Blase ausgespült wird.
  • Ungeschützter Geschlechtsverkehr sollte nach der Behandlung für eine Woche (bei Chemotherapie für drei Monate) unterbleiben.
Nierenkarzinom
  • Krankheit: Nierentumore
  • Definition: Unter den Nierentumoren versteht man alle Tumore, die von Nierengewebezellen ausgehen. Abgegrenzt werden Tumore, die aus Zellen des Nierenbeckens hervorgehen (Nierenbeckenkarzinome). Rund 90 Prozent aller Nierentumore sind bösartig. Der größte Anteil davon (rund 85 Prozent) sind sogenannte Nierenzellkarzinome. Histopathologisch und genetisch werden klarzellige, chromophobe und papilläre Formen unterschieden. Der klarzellige Typ ist weitaus am häufigsten. Bei den gutartigen Tumoren handelt es sich überwiegend um sogenannte Onkozytome oder Angiomyolipome.

Entstehung, Pathogenese, Risiken und Prävention von Nierentumoren

Mit rund 9.000 Neuerkrankungen pro Jahr in Deutschland zählen Nierentumore zu den mäßig häufigen Krebserkrankungen. Die Inzidenz nimmt mit dem Alter zu. Männer sind häufiger betroffen als Frauen.

Ein erhöhtes Risiko an Nierenkrebs zu erkranken, besteht bei

  • Erblicher Belastung
  • Rauchern (zweifach erhöht)
  • Übergewicht
  • Bluthochdruck
  • Einnahme bestimmter Medikamente
  • Nierenfunktionsstörung (insbesondere Dialyse)

Auffallend ist eine Inaktivierung des von-Hippel-Lindau (VHL)-Gens bei rund 80 Prozent aller Nierenkarzinome. Eine wirksame Prophylaxe ist nicht bekannt. Am sinnvollsten erscheint das Meiden bekannter Risiken.

Symptome von Nierentumoren

Eine Früherkennung von Nierentumoren anhand von Symptomen ist nicht möglich, da der Tumor im Frühstadium asymptomatisch bleibt. Das Auftreten von Blut im Urin wird häufiger berichtet, ist jedoch unspezifisch. In den Spätstadien variieren die Symptome je nach Größe, Wachstum und Metastasierungsverhalten.

Diagnostik von Nierentumoren

Eine wirkungsvolle Form der Früherkennung von Nierentumoren ist mit der Ultraschalluntersuchung (Sonografie) möglich. Diese Maßnahme hat dazu geführt, dass heute rund 70 Prozent aller Tumore in einem (heilbaren) Frühstadium diagnostiziert werden.

Ein sonografischer Verdacht auf einen Nierentumor wird durch ein Computertomogramm (CT) oder Kernspintomogramm (MRT) bestätigt. Mit diesen Untersuchungen werden Ausdehnung der Tumors (T-Kategorie), das Vorhandensein von vergrößerten Lymphknoten (N-Kategorie) und gegebenenfalls vorhandene Metastasen (M-Kategorie) nachgewiesen.

Gefäßdarstellungen oder ein Knochenszintigramm können bei bestimmter Fragestellung hilfreich sein.

Behandlungsmöglichkeiten von Nierentumoren

Bei einem auf die Niere begrenztem Tumor ist eine Heilung durch Entfernen des Tumors möglich. Je nach Größe und Lage des Tumors wird dabei die Niere insgesamt oder aber nur der tumortragende Anteil (Teilentfernung) entfernt.

Heutzutage gelten die offene Operation oder aber der laparoskopische Eingriff (Schlüsselloch-OP) als gleichwertige Standards. Innovative Verfahren zur Zerstörung kleiner Tumore durch Kältesonden (Kryotherapie) oder Hitze (Radiofrequenzablation) sind in der klinischen Erprobung.

Die Bedeutung einer mehr oder weniger umfangreichen Entfernung der Lymphknoten an den großen Bauchgefäßen Aorta und Vena cava ist nach wie vor umstritten.

Während die Behandlung der Erkrankung nach Metastasierung bis vor wenigen Jahren als aussichtslos galt, hat die moderne molekulare Medizin die Therapie revolutioniert.

Sogenannte Tyrosin-Kinase-Inhibitoren (TKI) werden primär eingesetzt. Bei weiterem Fortschreiten kommen sogenannte mTor-Inhibitoren (mammalian target of rapamycin (mTOR)) zum Einsatz. Diese Behandlungsformen haben die bislang durchgeführte Immuntherapie weitgehend abgelöst.

Ist die Phase der akuten Krebsbehandlung bewältig, beginnt die nächste Phase: die Tumornachsorge. Diese hat die Aufgabe,

  • rechtzeitig zu erkennen, wenn die Krankheit wieder auftritt.
  • Begleit- oder Folgeerkrankungen festzustellen und zu behandeln.
  • bei psychischen, physischen und sozialen Problemen zu helfen. Dazu gehören auch die Rehabilitation krankheitsbedingter Beeinträchtigungen und gegebenenfalls die Wiederherstellung der Arbeitsfähigkeit.

Das konkrete Vorgehen erfolgt auf der Grundlage von Leitlinien.

Prostatavergrößerung
  • Krankheit: Die gutartige Prostatavergrößerung (Benigne Prostatahyperplasie = BPH, Prostataadenom)
  • Definition: Bei der benignen Prostatahyperplasie (BPH) handelt es sich um eine Vergrößerung der Vorsteherdrüse, die durch eine Zellvermehrung (Hyperplasie) verursacht wird.

Die genauen Ursachen für die Zellvermehrung sind trotz Identifikation einiger Faktoren im Einzelnen noch ungeklärt.

Die Häufigkeit der gutartigen Prostatavergrößerung steigt mit zunehmendem Lebensalter kontinuierlich an. Rund 50 Prozent der Männer ab 50 und rund 90 Prozent der Männer über 80 Jahren haben eine solche Prostatavergrößerung. Aus diesem Grund wird die BPH auch als Volkskrankheit bezeichnet.

Die gutartige Prostatavergrößerung ist keine Vorläuferkrankheit des Prostatakrebses (Prostatakarzinom). Jedoch findet sich bei fast allen Männern mit Krebs auch zusätzlich eine gutartige Prostatavergrößerung.

Entstehung einer gutartigen Prostatavergrößerung

Die Prostata liegt direkt unterhalb der Blase und ummantelt die Harnröhre wie ein Armband das Handgelenk.

Die Harnröhre ist ein Rohr, das durch die Prostata verläuft. Mit dem Größenwachstum der Vorsteherdrüse kommt es zu einem Druck auf die Harnröhre, die für den Transport von Urin und Samen aus dem Körper zuständig ist. 

Daraus ergibt sich eine Einengung (Obstruktion), die die Harnpassage erschwert. Wegen der zusätzlichen Arbeit, die der Blasenmuskel leisten muss, um diesen Widerstand zu überwinden, kommt es zu einer Verdickung der Blasenwand und damit zu einem Verlust der Elastizität der Blase.

Neben der reinen Volumenvergrößerung der Vorsteherdrüse ist die Zunahme der Muskeln innerhalb der Prostata wichtigste Ursache für die Obstruktion. Eine Kontraktion dieser Muskeln, möglicherweise in Folge von Kälte oder psychischer Anspannung, kann die Obstruktion verstärken und damit die Harnpassage weiter erschweren.

Symptome einer gutartigen Prostatavergrößerung

Da sich die Vorsteherdrüse nur sehr langsam vergrößert, werden die Veränderungen zunächst kaum wahrgenommen. Der Druck auf die Harnröhre bewirkt letztlich eine Abschwächung des Harnstrahls oder führt dazu, dass das Wasserlassen verzögert in Gang kommt.

Im weiteren Verlauf führt die Vergrößerung der Vorsteherdrüse auch zu einer Belastung und Reizung des Blasenmuskels, die zur Folge hat, dass das Wasserlassen häufiger notwendig wird und der Patient auch in der Nacht mehrfach zum Wasserlassen aufstehen muss. 

Bei einem Teil der Patienten äußert sich die Prostatavergrößerung in einem sehr plötzlich auftretenden Harndrang, einem Abbruch des Harnstrahls während des Wasserlassens, Nachträufeln und teilweise sogar zu einem unwillkürlichen Harnverlust (Inkontinenz).

Bei sehr ausgeprägter Einengung der Harnröhre ist ein Wasserlassen nicht mehr möglich: Es kommt zu einem kompletten, sogenannten akuten Harnverhalt.

Ein kompletter oder akuter Harnverhalt ist ein ernster Zustand und erfordert, dass der Patient unmittelbar den Arzt aufsucht, so dass ein Harnblasenkatheter, in der Regel über die Harnröhre, in die Blase eingelegt werden kann. In den meisten Fällen wird es nach einer solchen Situation notwendig, eine Operation der Vorsteherdrüse vorzunehmen.

Diagnostik einer gutartigen Prostatavergrößerung

Ihr Urologe wird Sie zunächst nach Anzeichen (Symptomen) einer Prostataerkrankung befragen.

Diese Befragung nennt man Krankheitsgeschichte oder Anamnese. Ihr Arzt wird Sie in vielen Fällen auch bitten, einen Fragebogen mit acht weltweit standardisierten Fragen zum Wasserlassen auszufüllen (IPSS). Anschließend findet eine körperliche Untersuchung mit Abtasten der Prostata über den Mastdarm statt. Diese Untersuchung kann entweder in der Seitenlage, oder aber vorn übergebeugt im Stehen erfolgen.

Eine ganz wichtige Untersuchung ist die Messung des Restharnes nach dem Wasserlassen. Dabei wird mit dem Ultraschallgerät nach dem Wasserlassen die Blase untersucht und eventuell in der Blase verbliebener Restharn gemessen.

Es erfolgt eine Blutuntersuchung, bei der die Nierenfunktion geprüft wird und das sogenannte Prostata-spezifische Antigen (PSA) im Blut gemessen wird. Mit Hilfe des PSA-Wertes soll abgeschätzt werden, wie hoch das Risiko für ein gleichzeitig vorhandenes Prostatakarzinom ist.

Die Harnflussmessung stellt eine weitere Untersuchung dar, bei der der Patient gebeten wird, Urin in einen Trichter zu lassen. Die Geschwindigkeit des Harnflusses wird mit einem Spezialgerät aufgezeichnet und erlaubt Rückschlüsse über die Art und das Ausmaß der Verengung.

Die Ultraschalluntersuchung der Nieren gibt Aufschluss darüber, ob aufgrund der Prostatavergrößerung der Urinabfluss aus den Nieren in die Harnblase behindert ist.

Therapie einer gutartigen Prostatavergrößerung

Eine gutartige Prostatavergrößerung bedarf keiner Therapie, wenn die Vergrößerung keine Beschwerden verursacht und keine gesundheitsgefährdenden Auffälligkeiten (Stauung der Nieren, Blasenstein, hohe Restharnmengen 100 Milliliter) bei der Diagnostik festgestellt wurden. 

Im Anfangsstadium der Erkrankung führen häufig medikamentöse Therapien zu einer Verbesserung der Beschwerden. Sogenannte Alpha-Blocker (zum Beispiel: Alfuzosin, Doxazosin, Tamsulosin) sorgen nachweisbar für einen leichteren Abfluss des Urins aus der Blase, was die Häufigkeit des Wasserlassens reduzieren kann. 

5-Alpha-Reduktase-Hemmer (zum Beispiel Dutasterid, Finasterid) können nach einigen Monaten zu einer signifikanten Verringerung des Prostatavolumens führen. Hauptsächlich in Deutschland sind auch pflanzliche Präparate verbreitet, die rezeptfrei zu erhalten sind.

Im weiter fortgeschrittenen Krankheitsstadium wird jedoch eine operative Behandlung in vielen Fällen erforderlich. Durch sie erreicht man eine deutliche Verkleinerung des störenden Prostatagewebes. 

In vielen Fällen führt dies auch zu einer Abnahme des Volumens der Samenflüssigkeit beim Orgasmus, da nach einer Operation an der Prostata der Samen rückwärts in die Harnblase fließen kann (Retrograde Ejakulation).

Folgende Operationsmethoden gelten heute als weltweit etabliert und können mit hoher Sicherheit für den Patienten durchgeführt werden:

  • Transurethrale Resektion der Prostata (TUR-P) ("Abhobeln" durch die Harnröhre)
  • Laser-Therapie (zum Beispiel: Greenlight-Laser, Holmium-Laser)
  • Prostata-Adenomektomie (Offene Operation) (nurbei sehr großer Prostata)
Prostatakarzinom
  • Krankheit: Prostatakrebs, Prostatakarzinom (PCA)
  • Definition: Das Prostatakarzinom (Abkürzung PCA) ist die bösartige Veränderung der Vorsteherdrüse oder Prostata.

Mit etwa 48.000 Neuerkrankungen/Jahr in Deutschland ist es der häufigste bösartige Tumor des Mannes. Nach wie vor versterben jährlich etwa 11.000 Männer am Prostatakrebs. Das Prostatakarzinom ist ein typischer Alterskrebs. Etwa 90% aller Tumoren treten jenseits des 60. Lebensjahres auf. Mit zunehmender Lebenserwartung dürfte die Zahl der Betroffenen weiter ansteigen. Innerhalb Europas liegt das Risiko für Männer in den Skandinavischen Ländern etwa doppelt so hoch, wie in Südeuropa.

Entstehung von Prostatakrebs

Eine Reihe von möglichen Risikofaktoren wurden in den letzten Jahrzehnten in großen Studien geprüft.

Mit etwa 48.000 Neuerkrankungen pro Jahr in Deutschland ist es der häufigste bösartige Tumor des Mannes. Nach wie vor versterben jährlich etwa 11.000 Männer am Prostatakrebs. Das Prostatakarzinom ist ein typischer Alterskrebs. 

Etwa 90 Prozent aller Tumoren treten jenseits des 60. Lebensjahres auf. Mit zunehmender Lebenserwartung dürfte die Zahl der Betroffenen weiter ansteigen. Innerhalb Europas liegt das Risiko für Männer in den skandinavischen Ländern etwa doppelt so hoch, wie in Südeuropa.

Prophylaxe von Prostatakrebs

1. Ernährung

Als wichtige Möglichkeiten einer Prävention des Prostatakarzinoms werden Ernährung und die Einnahme bestimmter Medikamente angesehen. Es gilt als wahrscheinlich, dass eine Ernährung auf der Grundlage von Obst und Gemüse (fernöstlich, mediterran) die Tumorentstehung und Ausbreitung günstig beeinflusst, ohne dass jedoch die Nahrungsbestandteile genauer definiert werden können.

Substanzen, die mit einer hohen Wahrscheinlichkeit das Wachstum eines Prostatakarzinoms günstig beeinflussen sind Lykopine (die in hoher Konzentration in Tomaten und Tomatenprodukten enthalten sind). 

Vitamin E könnte eventuell bei Rauchern von präventivem Wert sein. Demgegenüber scheinen insbesondere gesättigte Fette und auch ein starker Verzehr von Milchprodukten das Wachstum eines Prostatakrebses zu fördern. Ein wesentlicher Einfluss von Rauchen oder Alkohol besteht nicht.

2. Medikamente

In zwei großen prospektiv-randomisierten Studien wurde der präventive Effekt von 5-a-Reduktase Hemmern Finasterid und Dutasterid eindeutig belegt. Dabei fanden sich in der Behandlungsgruppe jeweils knapp 25 Prozent weniger Prostatakarzinome. Bislang ist jedoch keines der beiden Medikamente in dieser Indikation in Deutschland offiziell zugelassen. 

Weitere Medikamente, die möglicherweise einen präventiven Effekt beim Prostatakrebs haben sind nicht-steroidale anti-entzündliche Medikamente (NSAID), wie zum Beispiel Aspirin oder sogenannte Cyclooxygenase-Hemmer (zum Beispiel: Celecoxib), die jedoch wegen ihrer Nebenwirkungen problematisch sind.

Symptome von Prostatakrebs

  • Veränderungen beim Wasserlassen

Diagnostik von Prostatakrebs

Die Bestimmung des Prostataspezifischen Antigens (PSA) hat die rektale Tastuntersuchung (DRU) in ihrer Bedeutung überholt.

In den westlichen Industriestaaten wird heute die Mehrheit aller Prostatakarzinome über eine Erhöhung des PSA-Wertes diagnostiziert. Die zunehmende Verbreitung der Untersuchung hat einen dramatischen Wandel in der Ausdehnung des Tumors bei Diagnose bewirkt. 

Waren 1986 noch mehr als 70 Prozent aller Tumore bei Diagnose bereits metastasiert und damit unheilbar, so hat sich dieser Anteil bis heute auf weniger als 1/3 aller Patienten reduziert.

Nur durch die PSA-Bestimmung ist es möglich, ein Prostatakarzinom im heilbaren Frühstadium zu erkennen!

Es wird heute versucht, durch weitere Untersuchungen das Risiko eines Patienten genauer zu definieren. Die Bestimmung des freien PSA-Wertes im Serum oder des sogenannten PCA3-Gens aus Prostatazellen im Urin kann im Einzelfall weiterführend sein.

Bei erhöhtem PSA-Wert oder einem auffälligen Tastbefund erfolgt die Entnahme von Gewebeproben (Stanzbiopsie). Dabei werden unter Ultraschallkontrolle wenigstens zehn Gewebeproben entnommen.

Etliche Urologen beziehen sich bei der Bemessung der Anzahl auf das sogenannte „Wiener Nomogramm“, bei dem sich die Zahl aus dem Alter des Patienten und dem Drüsenvolumen ergibt. Damit soll eine Überdiagnostik aber auch eine Unterdiagnostik vermieden werden.

Anders als in den meisten westlichen Ländern ist die Bestimmung des PSA-Wertes in Deutschland keine Leistung der gesetzlichen Krankenkassen. Beratung und Bestimmung werden daher nach der Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) abgerechnet und liegen überwiegend zwischen 20 und 25 Euro.

Screening von Prostatakrebs

Screening bedeutet eine systematische Untersuchung von Menschen ohne Symptome, die nach bestimmten Regeln ausgewählt werden. Das Prostatakarzinom scheint aufgrund seiner Eigenschaften generell für ein Screening geeignet.

Erste Ergebnisse der Internationalen Europäischen Screeningstudie (ERSPC) haben kürzlich gezeigt, dass bei Patienten zwischen 50 und 70 Jahren durch ein Screening (Bestimmung des PSA-Wertes) die Sterblichkeit an Prostatakrebs gesenkt werden kann. Das sogenannte "opportunistische Screening“ ist die heute aktuelle Form der Vorsorgeuntersuchung In Deutschland. 

Bei Männern, die eine Früherkennung aus verschiedenen Motiven heraus (Veränderungen beim Wasserlassen, Studium entsprechender Literatur, Internet, Erkrankung von Verwandten oder Freunden) wünschen, erhalten eine Tastuntersuchung und eine PSA-Bestimmung. Gegebenenfalls wird die Untersuchung durch einen transrektalen Ultraschall ergänzt.

Ausbreitungsdiagnostik von Prostatakrebs

Von entscheidender Bedeutung für die Behandlung ist die Frage, wie weit der Tumor fortgeschritten ist. Damit kommt der Ausbreitungsdiagnostik eine wichtige Aufgabe zu. 

Mit Hilfe der zur Verfügung stehenden Informationen soll abgeschätzt werden, ob der Tumor noch auf die Prostata beschränkt ist, oder bereits gestreut hat. Nur solange der Krebs auf die Prostata begrenzt ist, ist eine Heilung möglich.

Die sogenannte Stadieneinteilung erfolgt international nach dem TNM-System, wobei T für den Primärtumor in der Prostata steht, N für die ableitenden Lymphknoten und M für Fernmetastasen.

Die Abschätzung des T-Stadiums erfolgt nach wie vor durch die rektale Tastuntersuchung. Nachdem sich jedoch gezeigt hat, dass dabei die Ausdehnung vielfach unterschätzt wird, werden heute Nomogramme verwendet. 

Das sogenannte Kattan-Nomogramm errechnet aus Tastbefund, PSA-Wert und dem Gleason-Score der Stanzbiopsie die Wahrscheinlichkeit, dass der Tumor auf die Prostata beschränkt ist. Ein zuverlässiger Tumornachweis mit bildgebenden Verfahren (transrektale Kernspintomographie, Cholin-PET) ist bislang nicht möglich. Der Einsatz solcher Verfahren bleibt somit auf Einzelfälle begrenzt.

Der Gleason-Score gibt Auskunft über die Aggressivität eines Tumors und wird über die mikroskopische Untersuchung des Gewebes durch den Pathologen ermittelt. Die Skala reicht von zwei bis zehn. Je höher der Score ist, desto aggressiver ist der Tumor.

Ist die Wahrscheinlichkeit sehr gering, so kann auf eine Abklärung des N- und M-Stadiums verzichtet werden.

Trotz aller Erfolge der modernen bildgebenden Verfahren (Ultraschall, CT, Kernspintomografie) ist das Vorliegen von Lymphknotenmetastasen auf diese Weise nicht zweifelsfrei zu ermitteln. Die Entfernung der Lymphknoten – entweder im Rahmen der radikalen Prostatektomie oder als separater Eingriff vor einer Strahlentherapie – ist auch heute noch der Gold-Standard. 

An einigen Zentren wird eine Variante der Lymphknotenentfernung durchgeführt, bei der die zur Prostata gehörigen Lymphknoten radioaktiv markiert werden. Auf diese Weise können die sogenannten Schildwächter (Sentinel)-Lymphknoten identifiziert werden.

Fernmetastasen des Prostatakrebses treten bevorzugt in den Knochen auf. Daher ist die Durchführung eines Knochenszintigrammes zumindest dann obligat, wenn der PSA-Wert über 10 ng/ml liegt oder ein sehr aggressiver Tumor mit hohem Gleason-Score vorliegt. Röntgen der Lunge und CT oder Ultraschall der Leber vervollständigen das M-Staging.

Therapie von Prostatakrebs

Die Bestimmung des Prostataspezifischen Antigens (PSA) hat die rektale Tastuntersuchung (DRU) in ihrer Bedeutung überholt.

Prostatakrebs-Therapie: Lokal begrenztes PCA

Die Behandlung des auf die Prostata begrenzten Tumors ruht auf drei Säulen:

  • Watchful waiting/active surveillance
  • Radikale Prostatektomie
  • Strahlentherapie
  • Externe Strahlentherapie
  • Interstitielle Strahlentherapie als low dose rate (LDR-)Brachytherapie oder “after loading” beziehungsweise high dose rate (HDR-) Brachytherapie

Ziel einer Behandlung des Prostatakarzinoms ist nicht zwingend die Heilung des Patienten sondern das Vermeiden eines Tumor-bedingten Todes oder von Tumor-bedingten Nebenwirkungen (Schmerz, Frakturen, Harnverhalt). 

Insbesondere bei älteren Männern und bei Vorliegen eines relativ gutartigen Tumors (niedriger Gleason Score) (sogenannter Haustierkrebs) ist unter Umständen keinerlei Behandlung erforderlich. Der Verlauf wird dabei lediglich beobachtet (watchful waiting). Eine Behandlung erfolgt nur bei Fortschreiten der Erkrankung.

Auch bei jüngeren Männern mit einem sehr gutartigen Tumor muss nicht in jedem Fall gleich behandelt werden. Ziel der active surveillance ist es, die Nebenwirkungen und Komplikationen einer Behandlung hinauszuzögern.

Active surveillance und watchful waiting erfolgen unter regelmäßiger PSA-Kontrolle und Rebiopsie, um eine Behandlung rechtzeitig einleiten zu können.

Die wirksamste Therapie ist die vollständige Entfernung der Prostata (radikale Prostatektomie). Nachteil dabei sind jedoch die Belastung des Patienten und die Komplikationen dieses Eingriffes. Neben allgemeinen Komplikationen wie einer Wundinfektion kann es bei fünf bis zehn Prozent der Patienten postoperativ zu einer bleibenden Harninkontinenz kommen. 

Auch die Potenz wird ungünstig beeinflusst. Allerdings wurde die radikale Prostatektomie in den vergangenen Jahren technisch erheblich verbessert (zum Beispiel: durch den Erhalt des für die Erektion wichtigen Gefäß-Nervenbündels) und die Komplikationen günstig beeinflusst. Dies wurde auch deshalb möglich, weil heute der Tumor früher erkannt wird.

Weitere technische Innovationen sind die laparaskopische Prostatektomie und die Roboter-unterstützte Prostatektomie, die ebenfalls minimal invasiv ohne Bauchschnitt erfolgt. 

Vorzüge sind ein geringerer Blutverlust. Die funktionellen Ergebnisse (Kontinenz, Potenz) nähern sich bei der laparaskopischen Prostatektomie erst nach einer langen Lernkurve den Ergebnissen der offenen Operation. Allerdings bleibt zu berücksichtigen, dass sich diese Techniken noch in der Entwicklungsphase befinden.

Die Bestrahlung von außen, die externe Strahlentherapie, ist eine Behandlungsalternative beim lokal begrenzten Prostatakarzinom.

Auf Grundlage eines Computertomogrammes (CT) erfolgt computergestützt die Berechnung der Dosis und der Felder. Der aktuelle Standard ist die sogenannte 3-D konformale Technik, die heute an allen größeren Zentren verfügbar ist. 

Die Strahlendosis am Tumor sollte über 72 Gy betragen. Die Bestrahlung erfolgt hyperfraktioniert. Das heißt: Die Gesamtdosis wird in kleine Portionen aufgeteilt, um die Nebenwirkungen erträglich zu halten. Daher erstreckt sich die ambulante Behandlung über mindestens sieben Wochen mit je fünf Behandlungstagen.

Während eine Harninkontinenz bei der Bestrahlung eine Ausnahme darstellt, sind eine Verschlechterung der Miktion und beim Stuhlgang typische Nebenwirkungen einer Strahlentherapie. Da das Gefäß-Nervenbündel mit in das Strahlenfeld einbezogen ist, kommt es mit der Zeit zu einer Beeinträchtigung der Potenz. Nach etwa drei bis fünf Jahren geben rund 40 Prozent aller Patienten Erektionsstörungen an.

Andere Verfahren, wie die Protonen- und Neutronen-Therapie oder die Intensitäts-modulierte Strahlentherapie (IMRT) befinden sich noch in der Erprobung. Über Vorzüge und Nachteile gegenüber der 3-D konformalen Technik kann noch nicht endgültig Stellung bezogen werden.

In den letzten 20 Jahren hat die Brachytherapie oder interstitielle Strahlentherapie eine Renaissance erlebt. Dabei wird die Strahlenquelle in die Prostata eingebracht. Aufgrund eines sehr steilen Dosisabfalls ist die Bestrahlung schonender für das umgebende Gewebe. 

Mit Hautreaktionen, einer klassischen Nebenwirkung der externen Strahlentherapie, muss nicht gerechnet werden. Weitere Nebenwirkungen auf Harnblase, Harnröhre und Enddarm ähneln denen der externen Strahlentherapie.

Bei der Brachytherapie werden zwei Formen unterschieden: 

  • Die häufiger durchgeführte low-dose rate (LDR) Brachytherapie, bei der etwa 0,5 cm lange radioaktiv geladene Titanpartikel entsprechend einem zuvor berechneten Behandlungsplan in die Prostata eingebracht werden. Überwiegend werden heute 125Jod-geladene Partikel (Seeds) eingesetzt. Sie verbleiben in der Prostata und geben die Strahlung ab. Die Behandlung erfolgt nur ein einziges Mal und wird in einer Narkose durchgeführt.
  • Die LDR-Brachytherapie ist bei eher gutartigen, noch nicht weit fortgeschrittenen Tumoren indiziert. Die bislang vorliegenden Ergebnisse zeigen auch nach mehr als zehn Jahren gute Ergebnisse, sofern die Indikation entsprechend gestellt wurde.
  • Der LDR-Brachytherapie steht die high-dose rate (HDR) Brachytherapie gegenüber. Dabei wird die Strahlenquelle über zuvor in die Prostata eingeführte Hülsen eingebracht (sogenannte Afterloading-Technik). Die Behandlung erfolgt meist zweimal mit einem zeitlichen Abstand von einigen Tagen. Sie ist in Deutschland nicht sehr verbreitet. Bei bislang fehlenden Langzeitergebnissen ist eine abschließende Bewertung noch nicht möglich.

Die Indikation zu der für einen Patienten geeigneten Behandlung erfolgt in meist mehreren Gesprächen auf Wunsch unter Einbeziehen des Partners. Dabei müssen Tumoreigenschaften (Ausbreitung, Aggressivität), die Verfassung des Patienten (Alter, Begleiterkrankungen), die notwendige Wirksamkeit einer Therapie sowie die Wünsche und Ängste des Patienten in die Entscheidung einfließen. Das Einholen einer Zweitmeinung sollte regelmäßig angeboten werden.

Stark beworben wurden in den letzten Jahren weitere innovative Behandlungskonzepte, wie die Behandlung mit hoch-energetischem Ultraschall (HIFU) und die Kryotherapie. In beiden Fällen handelt es sich um Verfahren, für die bislang noch keine Langzeitergebnisse vorliegen und deren Einsatz generell in Studien erfolgen sollte.

Prostatakrebs-Therapie: Lokal fortgeschrittenes PCA

Falls der Tumor bereits die Organgrenzen überschritten hat (Stadium T3 und 4) oder Lymphknotenmetastasen vorliegen, so sind gegebenenfalls weitere Therapiemaßnahmen, sogenannte adjuvante Behandlungen, erforderlich.

Die Notwendigkeit ergibt sich bei einer Strahlentherapie bereits vor der Behandlung. So kann der Tastbefund oder der PSA-Wert Hinweise auf Prostata-überschreitendes Wachstum liefern oder aber in einer vorgeschalteten Lymphknotenentfernung Lymphknotenmetastasen nachgewiesen werden. 

In solchen Situationen wird vor der Strahlentherapie (neoadjuvant) oder nach der Bestrahlung (adjuvant) eine Hormontherapie eingeleitet. Dabei hat sich gezeigt, dass eine solche Kombination das Überleben der Patienten deutlich verbessern kann.

Bei der radikalen Prostatektomie ergibt sich die Notwendigkeit einer adjuvanten Therapie meist aus dem histopathologischen Befund. Bei sogenannten Risiko-Tumoren ist eine adjuvante Behandlung unter Umständen sinnvoll. 

Sie kann in einer Nachbestrahlung oder aber einer Hormontherapie bestehen. Auch hier gibt es Hinweise darauf, dass das Überleben der Patienten günstig beeinflusst wird.

Prostatakrebs-Therapie: metastasiertes PCA

Das Prostatakarzinom metastasiert bevorzugt in das Knochensystem. Die Durchführung eines Knochenszintigramms ist daher die wichtigste Untersuchung zum Ausschluss oder Nachweis von Knochenmetastasen. Weitere Orte einer Metastasierung sind Leber, Lunge und gelegentlich das Hirn.

Die Behandlung des metastasierten Prostatakarzinoms besteht im Entzug des männlichen Keimdrüsenhormons, des Testosterons.

Durch operatives Entfernen der Hoden (Orchiektomie) wird die Testosteron-Produktion ausgeschaltet. Dies erfolgt heute auf medikamentösem Weg mit sogenannten LHRH-Analoga. Dieses Medikament wird in der Regel als 3-Monats-Spritze verabreicht und verhindert die Ausschüttung von LH aus der Hinanhangdrüse, der Hypophyse. Damit wird die Produktion von Testosteron im Hoden unterbunden.

LH-RH-Antagonisten sind seit kurzer Zeit verfügbar und vermutlich ähnlich aktiv wie LHRH-Analoga. LHRH-Analoga beeinflussen allerdings nicht die Produktion von Testosteron in der Nebenniere. Sie macht etwa zehn Prozent der Gesamt-Testosteron-Produktion aus.

Eine Alternative besteht darin, die Wirkung des Testosterons an der Prostata zu eliminieren. Dabei besetzen Antiandrogene die Testosteron-Rezeptoren auf Prostatazellen. Testosteron kann daher nicht wirken.

Durch gemeinsame Gabe von LHRH-Analoga und Antiandrogenen wird die Testosteron-Wirkung komplett unterbunden. Man bezeichnet dies als maximale Androgen-Blockade (MAB).

Die Hormontherapie ist durch eine Reihe von Nebenwirkungen gekennzeichnet, die, insbesondere bei längerer Anwendung, den Patienten belasten. Insbesondere die Osteoporose wurde in den letzten Jahren als wichtige Nebenwirkung erkannt. So steigt das Frakturrisiko bereits nach 1,5 Jahren einer LH-RH-Behandlung deutlich an.

Nach acht bis zehn Jahren hat jeder zweite Patient eine Fraktur. Diese Nebenwirkung kann dort, wo es möglich ist, durch den Einsatz von Antiandrogenen umgangen werden. Alternativ können Bisphosphonate verabreicht werden. 

So wurde in einer großen Studie nachgewiesen, dass sich bei Patienten mit Knochenmetastasen Frakturen durch die Gabe von 4 mg Zoledronsäure (Zometa) alle 3 Monate verhindern lassen.

Prostatakrebs-Therapie: Hormon (Kastrations)-unempfindliches PCA

Der Nachteil einer Hormontherapie liegt darin, dass nach einer unterschiedlich langen Zeit die Krebszellen lernen, auch ohne Anwesenheit von Testosteron zu wachsen. Diese Situation wird als hormon- oder kastrationsrefraktär bezeichnet.

Bis vor wenigen Jahren galt das Prostatakarzinom als unempfindlich gegenüber Chemotherapeutika. Erst 2003 konnte in zwei unabhängigen randomisierten Studien gezeigt werden, dass das aus einer Eibenart gewonnene Docetaxel die Progression eines Prostatakarzinoms signifikant vermindert und das Überleben der behandelten Patienten günstig beeinflusst.

Prostatakrebs-Nachsorge

Die Nachsorge eines Prostatakarzinoms verfolgt zwei Ziele:

  • Insbesondere in frühen Stadien soll ein Fortschreiten oder Wiederauftreten der Erkrankung rechtzeitig erkannt werden, um frühzeitig die Behandlung anzupassen. Dies erfolgt durch die regelmäßige Untersuchung des PSA-Wertes.
  • Im fortgeschrittenen Stadium liegt das Augenmerk darauf, Tumor-bedingte Komplikationen zu vermeiden. Neben der PSA-Kontrolle erfolgt die Durchführung von Knochenszintigrammen (gegebenenfalls ergänzenden Röntgenuntersuchungen), Ultraschalluntersuchungen der Nieren und des Restharnes sowie weitere Diagnostik in Anpassung an die jeweilige Tumorart.
Harnsteinleiden
  • Krankheit: Harnstein
  • Definition: Harnsteine sind kristalline Verbindungen, die den Urintransport von der Niere zur Harnblase beeinträchtigen und dann Beschwerden (Koliken) auslösen können oder wiederholte Harnwegsinfektionen begünstigen.

Entstehung, Pathogenese und Risiken von Harnsteinen

Harnsteine entstehen in der Niere oder der Harnblase. Die Größe reicht vom feinen Grieß bis zu den großen Korallen-Steinen. Der größte Teil aller Harnsteine besteht aus Kalziumoxalat. Andere Komponenten sind unter anderem Harnsäure, Zystin und Kalziumphosphat. 

Zur Steinbildung kommt es dann, wenn sich Substanzen im Urin ablagern. Dem liegen unter anderem Stoffwechselerkrankungen, zu geringe Trinkmengen, Bewegungsmangel, Ernährungsfehler und Erkrankungen im Harntrakt zu Grunde. 

Die erhebliche Zunahme der Steinerkrankungen in den letzten 30 Jahren ist Ausdruck unseres Wohlstandes. Im Jahr 2000 gab es in Deutschland etwa 1,2 Mio Steinpatienten. Männer sind doppelt so häufig betroffen wie Frauen. Viele Patienten neigen zu wiederholter Steinbildung.

Prophylaxe von Harnsteinen

Durch Trinkmengen von 2,5 bis 3 Liter pro Tag wird der Urin ausreichend verdünnt und das Risiko der Steinbildung reduziert. Es ist auf eine über den gesamten Tag verteilte Flüssigkeitszufuhr zu achten. Empfehlungen für eine spezielle Diät können erst nach Kenntnis der Steinzusammensetzung gegeben werden.

Symptome von Harnsteinen

Die Beschwerden reichen von leichtem Ziehen in der Flanke bis hin zur heftigen Nierenkolik mit Übelkeit und Erbrechen. Steine im unteren Harnleiterdrittel führen oft zu Schmerzen, die bis in den Hoden oder die Schamlippe ausstrahlen. Gefürchtet ist die Infektion des oberhalb des Steines gestauten Urins, der zu sofortigem Handeln zwingt. 

Diagnostik von Harnsteinen

Im Urintest finden sich oft mikroskopische Spuren von Blut. Durch die Ultraschalluntersuchung kann eine Stauung von Urin in betroffenen Nieren nachgewiesen werden. Mit Hilfe von Röntgenstrahlen können Steine im Harntrakt abgebildet werden. Alternativ kann hier die Computertomografie eingesetzt werden.

Behandlungsmöglichkeiten von Harnsteinen

80 Prozent aller Steine gehen ohne weitere Maßnahme spontan ab. Hier ist lediglich die ausreichende Schmerzbehandlung notwendig. Die Zufuhr von Flüssigkeit, viel Bewegung und heiße Bäder wirken unterstützend. Eine akute Kolik erfordert jedoch intravenös verabreichte Schmerz- und Entkrampfungsmedikamente. 

Besteht eine Infektion des Harntraktes infolge der Harnstauung, muss schnell gehandelt werden, um die geschädigte Niere zu erhalten. Der Urinabfluss auf der betroffenen Seite muss durch eine vorübergehende Ableitung gesichert werden. Bei ausbleibendem Spontanabgang des Steines stehen die Stoßwellentherapie sowie minimal-invasive Operationsverfahren zur Verfügung.

Erektionsstörung und Impotenz
  • Krankheit: Erektile Dysfunktion
  • Definition: Jeder fünfte Mann kann davon betroffen sein. Zwischen dem 40. und 70. Lebensjahr erleben mehr als die Hälfte aller Männer ein eingeschränktes Standvermögen. Nicht jeder mag sich dann mit der Diagnose “Impotenz” (medizinisch „Erektile Dysfunktion“) auseinandersetzen, obwohl die Möglichkeiten der Diagnostik und Behandlung in den letzten Jahren stark verbessert wurden.

Jeder Mann hat im Laufe seines Lebens eine oder mehrere Episoden des Versagens oder einer Versagensangst durchgemacht. Vom Symptom einer Erkrankung spricht man aber erst, wenn für einen befriedigenden Geschlechtsverkehr dauerhaft (mehr als sechs Monate) keine ausreichende Erektion erzielt und aufrechterhalten werden kann. Wenn auch die Medien anderes berichten: Im Alter geht die Potenz zurück, bleibt aber durchaus erhalten.

Die Erektion (Gliedsteife) ist ein Zusammenspiel, bei dem Phantasien, erotische Reize und Berührungen zu einer Nervenstimulation, Muskelerweiterung der Schwellkörper, Durchblutungssteigerung und zu einer venösen Abflusssperre führen. 

Ist das Wechselspiel zwischen Blutzufluss, Weitstellung der Schwellkörper und Blutabfluss gestört, ist eine unerwünschte Schlaffheit die Folge. Wenn verschiedene Organfunktionen in feiner zeitlicher Abstimmung zusammenspielen müssen, bleiben Störungen nicht aus.

Entstehung, Pathogenese und Risiken der erektilen Dysfunktion

Eine Vielzahl möglicher Einflüsse kann zu einer Erektionsstörung führen. Das sind organische Faktoren wie Gefäßveränderungen, Nervenschädigungen, Erkrankungen der Geschlechtsorgane oder hormonelle Störungen, aber auch Medikamente wie Blutdrucksenker und Psychopharmaka, auch Alkohol und Nikotin, wirken sich nachteilig auf die Erektion aus.

Symptome der erektilen Dysfunktion

Für einen befriedigenden Geschlechtsverkehr kann dauerhaft (mehr als sechs Monate) keine ausreichende Erektion erzielt und aufrechterhalten werden.

Diagnostik der erektilen Dysfunktion

Nur bei rund fünf Prozent der Patienten lassen sich Defizite in der Hormonbildung oder Hormonwirkung nachweisen. 25 Prozent haben psychogene (seelische) oder nervliche Ursachen und alle übrigen haben einen Schaden am Gefäßsystem. 

Im ärztlichen Gespräch wird dann geklärt, wie sich die Störung äußert: Fehlt die Härte (Rigidität) oder wird bereits die Größenzunahme (Tumeszenz) nicht erreicht? Oder ist die Rigidität nur von kurzer Dauer? Andere Erkrankungen und Operationen spielen bei der Befragung eine wichtige Rolle.

Eine allgemeine körperliche Untersuchung gehört dazu, wenn die Ursache der Potenzstörung gefunden werden soll. Spezielle Maßnahmen weisen den Bluteinstrom und Blutabstrom in den Penis und die Ausdehnungsfähigkeit der Schwellkörper nach. 

Mit einer feinen Nadel ("Mückenstichnadel") wird im Bereich der Peniswurzel ein Medikament in den Schwellkörper injiziert. Danach lässt sich der Blutfluss beurteilen und durch eine Dopplersonographie schmerzlos messen.

Behandlungsmöglichkeiten der erektilen Dysfunktion

Je nach Ursache gibt es ein breites Behandlungsspektrum, das von Medikamenten bis hin zur Operation reicht. Ein großer Teil der Männer kommt mit einer vorübergehenden oder andauernden “Stützhilfe” in Form von Tabletten aus. 

Andere lernen eine Selbstinjektion und wieder andere benutzen gern die Vakuumpumpe. Je nach Ursache und nach individueller Einschätzung des Betroffenen lassen sich hohe Raten von Zufriedenheit – auch bei den Partnern – erreichen.

Voraussetzung für eine solche Therapie ist die Überwindung der Eintrittsschwelle. Der betroffene Mann muss bereit sein, über sein Problem zu sprechen und im Detail das Beschwerdebild zu beschreiben. Diskretion ist im medizinischen Umfeld selbstverständlich.

Harninkontinenz und Beckenbodenschwäche
  • Krankheit: Harninkontinenz, Blasenschwäche, Blasensenkung, Deszensus
  • Definition: Harninkontinenz ist ein ungewollter Urinverlust, der bei körperlicher Belastung (Husten, Lachen, Niesen, Laufen) oder durch nicht kontrollierbaren Harndrang auftritt. Eine Kombination beider Formen ist möglich. Oftmals wird das Wort "Blasenschwäche" für alle Arten der Harninkontinenz benutzt. In Deutschland sind etwa vier bis fünf Millionen Menschen davon betroffen. Die Erkrankung ist primär ein Problem der Frau. In der Altersgruppe der über 70-jährigen ist nahezu jede dritte Frau betroffen. Die Häufigkeit fällt bei Männern mit 0,5 Millionen Erkrankten (8 Prozent) deutlich geringer aus.

Entstehung, Pathogenese und Risiken von Harninkontinenz

Die Belastungsharninkontinenz ist Folge einer Schließmuskelschwäche der Blase. Im Gegensatz zu den Männern, deren Probleme häufig durch Operationen in Schließmuskelnähe hervorgerufen werden, kommen bei Frauen mehrere Faktoren zum Tragen: So spielen das Alter, die Anzahl der Geburten und das Körpergewicht eine Rolle. Häufig findet sich eine Schwäche des gesamten Beckenbodens.

Die Dranginkontinenz ist Ausdruck einer gesteigerten Reizung der sensiblen (für Empfindlichkeit zuständigen) oder der motorischen (für die Muskelaktivierung zuständigen) Nerven. Die Ursachen sind vielfältig und reichen von Entzündungen der Blasen- oder Harnröhrenschleimhaut über Schleimhauttumoren, Nervenerkrankungen, Prostatavergrößerung bei Männern bis hin zur Blasen- und Gebärmuttersenkung bei Frauen.

Symptome von Harninkontinenz

  • Belastungsharninkontinenz: Urinverlust bei körperlicher Aktivität (Niesen, Husten, Lachen, Laufen) ohne ein entsprechendes Harndranggefühl
  • Dranginkontinenz: Ungewollter Urinverlust nach einem nicht kontrollierbaren Harndrang

Diagnostik von Harninkontinenz

Die Basisdiagnostik umfasst das Erheben der Krankengeschichte (Anzahl der Geburten, Häufigkeit und Auffälligkeiten bei der Blasenentleerung, Zeitpunkt des Urinverlustes, weitere Erkrankungen), die körperliche Untersuchung (Zeichen einer Blasen-/Gebärmuttersenkung sowie eines Östrogenmangels in der Scheide bei Frauen, Größe und Beschaffenheit der Prostata bei Männern), eine Urinuntersuchung (Ausschluss einer Harnwegsinfektion), eine Ultraschalluntersuchung der Harnblase (Auffälligkeiten in der Blasenwand, Entleerungsstörung der Harnblase) sowie ein Protokoll, in welchem über 24 Stunden Trinkmengen, Toilettengänge sowie der Zeitpunkt eines Urinverlustes verzeichnet werden.

Im Rahmen einer speziellen Diagnostik wird die Funktion der Blase und deren Empfindlichkeit bei der Füllung und Entleerung untersucht (urodynamische Untersuchung). Bei Notwendigkeit erfolgt eine Kontrastmitteldarstellung von Harnröhre und Blase oder eine Blasenspiegelung.

Behandlungsmöglichkeiten von Harninkontinenz

Bei der Belastungsinkontinenz kommen abhängig vom Schweregrad der Erkrankung krankengymnastische, medikamentöse und operative Verfahren zum Einsatz. Letztere reichen vom spannungsfreien Harnröhrenband (TVT) über das endoskopische Unterspritzen des Schließmuskels bis hin zur komplexen Rekonstruktion des Beckenbodens. 

Auch für den Mann gibt es ein Band zur operativen Korrektur der Erkrankung.

Ein sehr effektives Verfahren ist die Implantation eines künstlichen Harnröhrenschließmuskels. Ist die Dranginkontinenz Folge einer organischen Störung, kann diese operativ geheilt werden. Dies wird durch die Resektion oder Laserung bei der gutartigen Prostatavergrößerung, die Resektion eines Blasenschleimhauttumors, die minimal-invasive Schlitzung bei Harnröhrenverengungen sowie die Rekonstruktion des weiblichen Beckenbodens durch Netzimplantate erreicht. Alternativ kommen Medikamente zum Tragen, welche die Blasenaktivität dämpfen.

Bei schweren Formen ist das Einbringen spezieller Substanzen in die Blase oder die gezielte Lähmung des Blasenmuskels durch endoskopisch in die Blasenwand injiziertes Botulinum-Toxin A notwendig. Eine weitere Möglichkeit ist die Implantation eines Blasenschrittmachers (Sakrale Neuromodulation).

Darüber hinaus wird unser Angebot durch ein umfangreiches Spektrum an Vorsorge-, Diagnostik- und Therapie-Untersuchungen ergänzt.

Vorsorge und Beratung

  • Urologische Krebsvorsorge für den Mann
  • Urologische Vorsorge für die Frau
  • Männergesundheit
  • Osteoporose Prophylaxe
  • Kontinenzberatung
  • Zweitmeinungszentrum Prostata
  • Zweitmeinungszentrum Hodentumoren

Diagnostik

  • Hochauflösender Ultraschall
  • Ultraschallgesteuerte Prostatabiopsie nach Wiener Nomogramm (Gibt die Anzahl der Gewebeproben in Abhängigkeit des Prostatavolumens vor.)
  • Röntgendiagnostik
  • Flexible Endoskopie
  • Funktionsdiagnostik des Harntraks (Urodynamik)
  • Eigenes Zentrallabor für Blut- und Mikrobiologie
  • PSA-Test auf Prostatakrebs
  • Hormonstatus beim Mann
  • Spermiogramm
  • Knochengesundheit

Konservative Therapie

  • Infektionsbehandlung
  • Extrakorporale Stoßwellenlithotripsie (ESWL; Harnsteinzertrümmerung)
  • Medikamentöse Tumortherapie aller urologischen Tumoren einschließlich ambulanter und stationärer zytostatischer Chemotherapie
  • Reizblase

Operative Therapie

  • Offene chirurgische sowie laparoskopische Tumoroperationen (Radikale nervschonende Prostatektomie, radikale Blasenentfernung mit Schaffung eines Blasenersatzes [Neoblase, Ileum conduit], Teil- oder vollständige Entfernung der Niere, Hodentumoroperation einschließlich Residualtumorresektion)
  • Prostata-Laser
  • Minimalinvasive OP-Verfahren bei Prostatakrebs (Brachytherapie, HIFU)
  • Kontinenz-Operationen (TVT, TVT-O, Harnröhrenband beim Mann, künstlicher Harnröhrenschließmuskel)
  • Senkungsoperationen bei der Frau (abdominelle und vaginale Beckenbodenrekonstruktion mit/ohne Netz)
  • Operative Behandlung der Dranginkontinenz (Injektion von Botulinum-Toxin A, sakrale Nervenstimulation über einen Blasenschrittmacher)
  • Starre und flexible Endoskopie des oberen Harntrakts zur Harnstein- und Tumorbehandlung
  • Ambulante Operationen (Zirkumzision, Sterilisation, Wasserbruchkorrektur)

Der letzte Schwerpunkt unseres MVZ Urologie24 liegt im Bereich der Kinderurologie.

Leistungsspektrum in der Kinderurologie
Jungensprechstunde

Mit dem Einsetzten der Pubertät ändert sich für Kinder, die zu Jugendlichen und jungen Erwachsenen werden, viel. Mädchen und junge Frauen gehen in dieser Zeitspanne zum Frauenarzt. Jungen fehlt bei diesem wichtigen Entwicklungsabschnitt oft ein medizinischer Ansprechpartner.

Ansprechpartner für Jungen in der Pubertät

In der sogenannten Jungensprechstunde, die für alle Jungen ab ungefähr zehn Jahren geeignet ist, können Fragen und Probleme mit einer Urologin oder einem Urologen offen besprochen werden.

Die Jungensprechstunde ist eine Initiative der Deutschen Urologen in Zusammenarbeit mit der Ärztlichen Gesellschaft zur Gesundheitsförderung e.V. und legt ihren Schwerpunkt auf Beratung und der Entwicklung des Gesundheitsbewusstseins der Jugendlichen.

Beratung mit und ohne Eltern

Diese Ärztinnen und Ärzte machen es sich zur Aufgabe, Unsicherheiten und schambesetzte Themen wie sexuelle Entwicklung, die häufig auch im nahen Umfeld nicht leicht kommuniziert werden können, mit den Jugendlichen aufzuarbeiten. 

Die Anwesenheit der Eltern ist im gegenseitigen Einverständnis selbstverständlich möglich. Erfahrungsgemäß können sich vor allem die älteren Jugendlichen eher in deren Abwesenheit öffnen und ihre Sorgen und Fragen gezielt anbringen.

Mögliche Themen der Jungensprechstunde:

  • Fragen zur Pubertät und Entwicklung
  • Selbstuntersuchung der Hoden
  • Impfstatus inkl. HPV
  • Fragen rund um Sexualität und Verhütung
  • Schutz vor Geschlechtskrankheiten

Infomaterial

HPV-Impfung für Kinder und Jugendliche

Die HPV-Infektion ist eine weit verbreitete Virusinfektion, die bereits beim ersten Sexualkontakt übertragen werden kann. Es gibt viele verschiedene HP-Virustypen. 13 davon können Krebs unter anderem am Gebärmutterhals, am Penis, Anus oder im Mund- und Rachenraum verursachen. Jährlich erkranken rund 7.850 Männer und Frauen an Krebs, der durch HPV ausgelöst wird. 

Zudem ist HPV die Ursache für rund 120.000 Erkrankungen an Genitalwarzen pro Jahr. Die Behandlung ist oft langwierig und unangenehm. Mit der Impfung gegen HPV kann bestimmten HPV-bedingten Erkrankungen vorgebeugt und das Risiko für HPV-bedingte Krebsarten gesenkt werden.

Verfügbare Impfstoffe

Zugelassene Impfstoffe gegen HPV sind der bivalente HPV-Impfstoff Cervarix® und der neunvalente Impfstoff Gardasil®9. Gardasil®9 bietet einen zusätzlichen Schutz vor HPV-Typen, die für etwa 90 Prozent der auftretenden Genitalwarzen verantwortlich sind.

Zeitpunkt und Impfschema

Der wirksamste Impfschutz gegen die im Impfstoff erhaltenen Virustypen entsteht, bevor eine persistierende HPV-Infektion stattgefunden hat also im besten Fall vor dem ersten Sexualkontakt. Dennoch ist eine Impfung auch nach bereits stattgefundenem Sexualkontakt und sogar nach einer HPV-Infektion sinnvoll, da sie gegen andere HP-Virustypen schützen kann.

  • Im Alter von 9 bis 14 Jahren: Zwei Dosen im Abstand von mindestens fünf Monaten
  • Ab 15 Jahren: Drei Dosen innerhalb von sechs Monaten

Versäumte Impfungen sollten so schnell wie möglich nachgeholt werden. Eine Auffrischimpfung ist nach derzeitigem Empfehlungsstand nicht erforderlich.

Kosten

Die Kosten für die HPV-Impfung übernimmt für Jungen und junge Männer die Gesetzliche Krankenkasse.

Prophylaktischer Schutz

Mit der HPV-Impfung können Sie das Risiko Ihres Kindes, später im Leben aufgrund von HPV an Krebs zu erkranken, deutlich senken. Die Schutzwirkung der HPV-Impfung von Gebärmutterhalskrebs liegt bei bis zu 94 Prozent. 

Bei den anderen Krebsarten (Anal-, Penis- oder Mund-Rachen-Krebs) liegt die Schutzwirkung der HPV-Impfung je nach Krebsart zwischen 50 bis 76 Prozent. Mit einem der beiden verfügbaren HPV-Impfstoffe können Sie das Risiko ihres Kindes, später an Genitalwarzen zu erkranken, um 90 Prozent senken.

Sicherheit der Impfung

Mittlerweile sind rund 270 Millionen Impfungen weltweit durchgeführt worden. Dabei traten neben bekannten Impfnebenwirkungen bis auf Einzelfälle keine anhaltenden oder die Gesundheit nachhaltig beeinträchtigenden Nebenwirkungen auf. Dies wurde vor und nach der Zulassung in umfangreichen Studien untersucht.

Durch die Impfung kann es einmal zu lokalen Reaktionen an der Einstichstelle kommen (Rötung, Schmerzen, Schwellung, etc.).

Die Impfnebenwirkungen sind nicht häufiger als bei anderen Impfungen. Dazu gehören als häufige Nebenwirkungen zum Beispiel Schwindel, Abgeschlagenheit oder Kopfschmerzen. Diese sind vollständig reversibel und zeitlich begrenzt. In sehr seltenen Fällen kann eine Anaphylaxie auftreten (ungefähr 1,7 Fälle pro eine Million Impfungen).

Das Paul-Ehrlich-Institut, zuständig für die Sicherheit von Impfstoffen, stellt auf seinen Internetseiten weitere Informationen zur Verfügung.

weitere Informationen

Enuresis und kindliche Harninkontinenz

Was ist Enuresis?

Enuresis beschreibt den nächtlichen unwillkürlichen Urinverlust. Man verwendet den Begriff ab dem fünften Lebensjahr. Bis dahin ist nächtliches Einnässen normal. Danach ist es als Symptom und nicht als Erkrankung zu verstehen. 

Eine Harninkontinenz liegt vor, wenn der unwillkürliche Urinverlust in den Tagesstunden passiert. Beide Arten des Einnässens können in Kombination vorliegen. Dabei ist zu beachten, dass erst ab einmal Einnässen pro Monat über mindestens drei Monate von einer Störung gesprochen werden sollte.

Einnässen bei Kindern ist keine Seltenheit. Im Grundschulalter nässen noch rund zehn Prozent der Kinder ein. Bei den 15-jährigen sind es noch rund 1,5 Prozent. Falls das Kind noch nie länger als sechs Monate am Stück trocken war, spricht man von einer primären Enuresis, was auf bis zu 80 Prozent der bettnässenden Kinder zutrifft. 

Nach einer Trockenphase von über sechs Monaten spricht man von einer sekundären Enuresis.

Ursachen des Einnässens

Die Ursachen für Einnässen sind äußerst vielfältig. In den allermeisten Fällen liegt eine sogenannte Reifungsverzögerung vor. Aufgrund der zu kleinen Harnblase, erhöhter Urinproduktion nachts oder zu tiefem Schlaf kommt es zum Einnässen. Möglichkeiten den Reifeprozess zu unterstützen, besprechen wir mit den Familien in unserer urologischen Spezialsprechstunde.

Weitere Ursachen können erlerntes Fehlverhalten wie Beckenbodenfehlkoordination, anatomische Fehlbildungen, eine Harnwegsinfektion, eine überaktive Harnblase oder eine neurogene Blasenentleerungsstörung sein. Zudem gibt es eine familiäre Komponente. Sollte ein oder beide Elternteile eingenässt haben, ist das Kind häufig auch betroffen. 

Mittlerweile ist bekannt, dass Einnässen mit dem Aufmerksamkeits-Hyperaktivitätssyndrom einhergehen kann. Insbesondere bei der sekundären Enuresis wird im Gespräch auch auf mögliche Ursachen wie psychische Belastung oder seelische Traumata eingegangen. Sollte die Ursache Verstopfung sein, kann durch gezielte Behandlung auch die Einnässsymptomatik verbessert werden.

Diagnostik

Dabei wird die Differenzierung zur Tages- und Nachtsymptomatik wichtig. Bei regelmäßigem Einnässen am Tag ist eine Abklärung jenseits des fünften Lebensjahres ratsam, um körperliche Ursachen auszuschließen.

In der urologischen Spezialsprechstunde hat neben dem Gespräch und einem Miktionstagebuch über Trinkgewohnheiten und Ausscheidungsverhalten, der Ultraschall, die Harnstrahlmessung und die Urindiagnostik einen hohen Stellenwert. Blutuntersuchungen oder aufwendige apparative Untersuchungen wie die Blasendruckmessungen sind nur in Ausnahmefällen nötig.

Therapie

Wichtig zu wissen für Eltern und Kinder ist, dass die Spontanheilungsrate pro Jahr bei rund 15 Prozent liegt.

Bei nicht organischem Einnässen wird eine Verhaltenstherapie durchgeführt: Flüssigkeitseinnahme und Toilettenangewohnheiten werden umgestellt und das Bewusstsein für die Blasenfüllung trainiert. Dazu stehen Weckpläne, Klingelhosen sowie Beckenbodentraining mit und ohne Biofeedback zur Verfügung. 

Dabei können speziell für Kinder ausgebildete PhysiotherapeutInnen unterstützen. Eine medikamentöse Therapie ist selten erforderlich. Bei den vielfältigen Ursachen wird für jedes Kind und jede Familie gemeinsam ein individuelles Therapiekonzept festgelegt.

weiterführende Informationen

Unterstützung gesucht

Unterstützen Sie unsere gemeinnützigen Projekte. Projekte kennenlernen

Notfall
Fachbereiche
Zurück
Patienten und Besucher
Zurück
Karriere und Ausbildung
Zurück
Kontakt und Anfahrt
Karriere Alle Infos Alle Jobs